Soft Skills: Was Personaler künftig erwarten

Man liest es in manchen Stellenanzeigen – oft aber steht es nicht dabei, und doch dürfte es heute jeder Arbeitgeber erwarten: Neue Mitarbeiter/innen sollten neben Fachkompetenz auch ausgeprägte Soft Skills mitbringen. Doch welche dieser „weichen Fähigkeiten“ sind inzwischen besonders wichtig? Einer Studie zufolge wird sich hier in den kommenden Jahren einiges ändern.

 

Soft Skills sind heute eine feste Größe in den Personalabteilungen, hat man doch längst erkannt, dass fachliche Qualifikationen nicht alles sind: Wer in Rekordzeit Energie- und Massebilanzgleichungen löst, aber bei jeder Gelegenheit seine Kollegen anschreit, könnte schnell arbeitslos werden.

Beim Vorstellungsgespräch mit Soft Skills überzeugen

Nach bisherigem Verständnis zählten zu den wichtigsten Soft Skills soziale und emotionale Kompetenzen wie Einfühlungsvermögen, Kommunikationsstärke und Kritikfähigkeit oder Menschenkenntnis. Welche dieser Fähigkeiten im Job von besonderer Bedeutung sind, hängt stark von der Branche und der jeweiligen Position ab. Besonders großer Wert wird in der Regel bei leitenden Tätigkeiten darauf gelegt und Bewerber/innen können schon im Vorstellungsgespräch etwa mit Wordgewandtheit punkten.

Bestimmte Soft Skills sind bei nahezu allen Tätigkeiten förderlich, besonders wenn die Beschäftigten sich mit anderen Menschen auseinandersetzen müssen – was  mehr oder weniger überall der Fall ist. Über Kompetenzen wie Teamfähigkeit etwa oder die Fähigkeit zuzuhören, sollte daher wohl jeder zumindest in gewissem Maße verfügen. Doch bei einigen Soft Skills verschieben nun offenbar die Maßstäbe.

Veränderte Arbeitswelten – neue Anforderungen

Die derzeit die Arbeitswelten verändernde digitalen Transformation schlägt sich auch in veränderten Anforderungen  an Fach- und Führungskräfte nieder. „Die Fähigkeiten, welche für die Jobs von morgen gebraucht werden, verändern sich zunehmend und schneller“, bestätigt Barbara Wittmann, Direktorin für den Bereich Rekrutierungslösungen und Mitglied der Geschäftsleitung LinkedIn Deutschland, Österreich, Schweiz.

Bei den Hard Skills macht sich diese Entwicklung bislang kaum bemerkbar – zu den gefragtesten Fachkompetenzen zählen weiterhin Datenanalyse sowie -interpretation und Wissensmanagement, gefolgt von Projektmanagement. Die Anforderungen bei den Soft Skills hingegen werden sich in den kommenden Jahren signifikant wandeln. Zu diesem Fazit kommt eine repräsentative Studie, die das Karrierenetzwerk LinkedIn im Januar 2017 kooperativ mit der Bitkom Research GmbH durchgeführt hat. Konkret befragt wurden dabei 305 Personalentscheider und Vorstände in Unternehmen mit über 50 Mitarbeitern in Deutschland. Sie äußerten sich dazu, welche Fähigkeiten heute und in zehn Jahren am gefragtesten sein werden.

Der Stellenwert der Soft Skills steigt

Soft Skills werden der Studie zufolge insgesamt gegenüber den Hard Skills an Bedeutung gewinnen und verstärkt nachgefragt werden. Obendrein werden dabei neue Prioritäten gesetzt: Zur Zeit gelten Kritikfähigkeit (76 Prozent), Entscheidungsstärke (74 Prozent) und Verhandlungsführung (73 Prozent) als die wichtigsten Soft Skills. In zehn Jahren werden nach Ansicht der Befragten hingegen funktionsübergreifende Kompetenzen (82 Prozent), Verhandlungsführung (79 Prozent) und Mitarbeiterführung (76 Prozent) von höchster Bedeutung sein.

Es steigt dabei vor allem der Stellenwert der funktionsübergreifenden und interkulturellen Kompetenzen sowie der Mitarbeiterführung. Konkret bedeutet das: Zunehmend werden Mitarbeiter gefragt sein, die gut kommunizieren können – sowohl mit ihren Kollegen, als auch mit Akteuren außerhalb des Unternehmens und über Sprachgrenzen hinweg. Die Ergebnisse der Studien zeigen außerdem, dass auch kulturelles Feingefühl wesentlich ist, um in der globalisierten Geschäftswelt erfolgreich zu sein.

Als man die Emotionale Intelligenz entdeckte

Schon im Jahr 1996 ließ eine Veröffentlichung so einige Führungskräfte aufhorchen: Der amerikanische Psychologe Daniel Goleman prägte den Begriff „Emotionale Intelligenz“ in seinem gleichnamigen Sachbuch. Nicht nur ein hoher Intelligenzquotient (IQ), so seine Theorie, führt zum Erfolg, sondern auch ein hoher „EQ“.

Der Autor beschrieb die Emotionale Intelligenz als eine übergeordnete Kompetenz, von der weitere Fähigkeiten abhängen. Sie umfasst nach seiner Definition die Faktoren

  • Selbstbewusstheit (die eigenen Emotionen verstehen, ihre Wirkung auf andere Menschen einschätzen können)
  • Selbstmotivation (unabhängig von äußeren Anreizen)
  • Selbstregulierung (planvolles Handeln)
  • Empathie (sich in die Befindlichkeiten anderer Menschen einfühlen können)
  • Soziale Kompetenz (Fähigkeit, Kontakte zu knüpfen und Beziehungen aufzubauen, Netzwerkpflege)

Kann man Soft Skills erlernen?

Wissenschaftler und Psychologen sind der Ansicht, dass auch die Emotionale Intelligenz – dies gilt auch für entsprechende Soft Skills – genetisch bedingt ist und die persönliche Sozialisation eine Rolle spielt. Klar: Aus einer Mimose wird nicht mal eben eine Sonnenblume. Experten gehen aber auch davon aus, dass jeder Mensch mit etwas Bereitschaft seine Soft Skills gezielt fördern kann. Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit und Verhandlungsgeschick lassen sich trainieren, unterstützt durch die Lektüre von Karrieretipps oder der Teilnahme an speziellen Coachings und Seminaren. Es kann auch schon helfen, sich gezielt mit Menschen zu umgeben und zum Beispiel grundlegende Fähigkeiten wie richtiges Zuhören zu üben.