Studium oder Ausbildung: Was ist sinnvoller?

Nach der Schule entscheiden sich zahlreiche junge Menschen dazu, ein Studium statt eine berufliche Ausbildung zu beginnen. Doch nicht immer ist das der richtige Weg. Ob für Sie ein Studium oder eine Ausbildung eher infrage kommt, hängt von Ihrer Berufswahl sowie Ihren persönlichen Wünschen bzw. Bedürfnissen ab – denn beide Optionen haben Vor- und Nachteile. Auf diese gehen wir nachfolgend näher ein.

 

Was spricht für ein Studium?

Wer studieren möchte, hat die Wahl zwischen diversen Studiengängen in den verschiedensten Bereichen. Dabei hat ein erfolgreich abgeschlossenes Studium viele Vorteile: Menschen mit einem akademischen Abschluss sind seltener von Erwerbslosigkeit betroffen und profitieren dementsprechend von einer höheren beruflichen Sicherheit (zumindest statistisch betrachtet). Gleichzeitig sehen die Karriereaussichten nach dem Studium häufig besser aus. Gerade wenn Sie in der Zukunft eine Führungsposition antreten möchten, haben Sie mit einem Studienabschluss höhere Chancen.

Ebenfalls positiv ist, dass Studierende in Gehaltsverhandlungen oft bessere Karten haben und meistens leichter einen angemessen bezahlten Job finden. Hierbei sollten Sie jedoch beachten, dass die Verdienstmöglichkeiten in den verschiedenen Branchen teilweise stark variieren. Wenn Sie nach dem Studium im Sozialwesen arbeiten, werden Sie vermutlich einen geringeren Verdienst haben als jemand, der Medizin, Rechtswissenschaften oder Informatik studiert hat.

 

Berufliche Ausbildung: Mehr Praxis und finanzielle Überlegenheit

Bevor Sie sich für ein Studium entscheiden, sollten Sie sich auch mit den Nachteilen befassen. Dazu gehören unter anderem die Kosten, die für das Studium aufgebracht werden müssen, und die Tatsache, dass man während des Studiums keinen Verdienst hat. Aufgrund dessen sind viele Studierende von ihren Eltern abhängig, beziehen BAföG und/oder müssen sich einen Nebenjob suchen bzw. einen Studienkredit aufnehmen. Bei einer Ausbildung ist das etwas anders. Schließlich verdienen Auszubildende von Beginn an Geld, das beispielsweise fürs Reisen oder ein Auto ausgegeben werden kann. Der Verdienst fällt in den Ausbildungsjahren jedoch eher gering aus. Daher ist es für viele Auszubildende nicht möglich, allein von dem Gehalt zu leben.

Im Vergleich zum Studium, bietet eine Ausbildung noch einen weiteren vorteilhaften Aspekt: Sie verbindet die Theorie mit der Praxis. Schließlich müssen Auszubildende ein- oder zweimal pro Woche die Berufsschule besuchen und den Rest der Woche in einem Betrieb arbeiten, in dem sie die theoretischen Grundlagen in der Praxis anwenden können. Dementsprechend haben Sie innerhalb einer Berufsausbildung die Möglichkeit, viele praktische Erfahrungen zu sammeln. In einem Studium lernen Sie hingegen größtenteils die theoretischen Grundlagen und haben nur wenig Praxisbezug. Viele Unternehmen erwarten jedoch auch von Studienabsolventen berufliche Erfahrungen. Diese können beispielsweise in Form einer Arbeit als Werkstudent oder während der Semesterferien in Form von Praktika gesammelt werden.

Ein weiteres Pro-Argument für eine Ausbildung sind die vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten, die Sie haben, sobald Sie die Ausbildung erfolgreich abschließen. Sie können verschiedene Zusatzqualifikationen erwerben und zum Beispiel Ihren Meister oder Betriebswirt machen. Hierdurch können Sie auch Ihre Verdienstchancen erhöhen. Bei Bedarf können Sie zudem nach der Ausbildung ein Studium beginnen.

Falls Sie sich nach der Schule nicht entscheiden können, ob ein Studium oder eine Ausbildung sinnvoller wäre, gibt es noch eine weitere Möglichkeit: das duale Studium. Es verbindet beide Optionen miteinander und ermöglicht es, zu studieren, Praxiserfahrungen zu sammeln und Geld zu verdienen.

 

Den gewünschten Ausbildungs- oder Studienplatz nicht bekommen: Was kann ich tun?

Wenn Sie sich schließlich für eine bestimmte Ausbildung oder einen bestimmten Studiengang entschieden haben, geht es darum, die Bewerbungen zu schreiben und abzuschicken. Doch nicht immer gelingt es, den gewünschten Platz zu bekommen. Immer wieder stehen viele Jugendliche ohne Ausbildungsplatz da. Die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein. Falls Sie in einer kleinen Stadt wohnen, gibt es möglicherweise nur wenige Ausbildungsplätze, sodass Ihre Chancen geringer ausfallen. In dem Fall macht es Sinn, sich auch in den umliegenden Städten nach passenden Ausbildungsplätzen umzuschauen. Sofern Sie für die Ausbildung einen Umzug in Betracht ziehen, sollten Sie Ihren Suchradius noch weiter erhöhen.

Darüber hinaus sollten Sie sich überlegen, ob auch ein anderer Ausbildungsberuf für Sie infrage kommt. Ähnliches gilt, wenn Sie Ihren gewünschten Studienplatz nicht bekommen haben. Auch in dem Fall sollten Sie sich Gedanken darüber machen, ob andere Hochschulen oder andere Studiengänge eine Option sind.

Bei einem nicht erhaltenen Studienplatz haben Sie zudem die Chance, nachzurücken. Sofern Sie nicht zu den Nachrückern gehören, können Sie in einigen Fällen an einem Losverfahren teilnehmen. Hierzu müssen Sie sich bei der Hochschule anmelden. Die Wahrscheinlichkeit, den Studienplatz durch das Losverfahren zu bekommen, ist jedoch ziemlich gering.

Eine weitere Möglichkeit wäre eine sogenannte Studienplatzklage. Diese ist jedoch nicht immer sinnvoll oder erfolgversprechend. Am besten informieren Sie sich im Vorfeld genauer über diese Option. Außerdem sollten Sie mit einem Anwalt über das Einklagen des Studienplatzes sprechen – er kann Ihre Fragen beantworten und einschätzen, ob die Klage von Erfolg gekrönt sein wird. Falls sie keinen Erfolg hat, müssen Sie die Kosten für das Verfahren übernehmen.

 

Wie kann ich die Zeit zwischen Schule und Studium nutzen?

Sofern keine der genannten Optionen geklappt hat und Sie immer noch ohne Ausbildungs- oder Studienplatz dastehen, können Sie es zum nächstmöglichen Zeitpunkt noch einmal probieren. Die Zeit bis dahin können Sie auf verschiedene Weise überbrücken.

Sie können beispielsweise ein Praktikum absolvieren und so erste berufliche Erfahrungen sammeln. Falls Sie Ihre Sprachkenntnisse verbessern möchten, ist für Sie wahrscheinlich auch ein Auslandspraktikum interessant. Alternativ können Sie jobben gehen – zum Beispiel im Einzelhandel oder der Gastronomie – und dadurch etwas Geld ansparen. Weitere Optionen für die Überbrückungszeit sind unter anderem ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bzw. ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ), eine Sprachreise oder ein Work-and-Travel-Auslandsaufenthalt.